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Artikel: Skinfasting -wenn weniger der Haut mehr bringt

Skinfasting -wenn weniger der Haut mehr bringt

In der Gegenwart dreht sich alles um innovative Hautpflegeprodukte und komplexe Pflegeroutinen, um die Haut praller, glatter und strahlender aussehen zu lassen. Viele Jahre tat sich dabei die koreanische Beautyroutine mit gleich zwölf aufeinander folgenden Pflege-Steps für makellose Haut hervor und galt als Heiliger Gral der Skincare. Zeitgleich klagen immer mehr Frauen beim Dermatologen über einen Ausschlag um den Mund, der als periorale Dermatitis* bekannt ist. Diese Hauterkrankung wird durch ein Übermass oder zu häufig wechselnde Pflege ausgelöst, was die Hautbarriere negativ beeinträchtigt. Wer also als Beautyjunkie viel mit Pflege experimentiert, sollte hellhörig werden…

Als Gegentrend zum Motto „Mehr ist Mehr“ wird Skin Minimalism** immer beliebter. Der Hintergedanke dieses Schönheitstrends ist es, die Haut eben nicht durch zu viele verschiedene Produkte und Inhaltsstoffe zu überfordern, sondern ihr nur das Nötigste an Pflege zu geben.

In Japan ist nicht nur Skin Minimalism populär, sondern als Teil dessen auch das Skinfasting (Hautfasten). Bei der bewussten Pflege-Pause sollen die hauteigenen Funktionen und die Regenerationsfähigkeit angeregt werden, was viele Vorteile für die Hautbarriere, das Mikrobiom und einen schönen Teint bringt.

Wie die Haut sich selbst hilft – die Vorteile des Skinfastings

Die Methode des Heilfastens, z. B. nach Hildegard von Bingen oder ayurvedischen Lehren, ist bekannt. Besonders zum Jahreswechsel oder in religiösen Gemeinschaften ist das Fasten seit vielen Jahrhunderten gelebte Tradition. Das Detoxing beschleunigt die natürlichen Prozesse des Körpers, die er zur „Entgiftung“ braucht, sodass er schädliche Stoffe schneller über Organe wie Leber, Nieren, das Lymphsystem und auch die Haut ausscheiden kann.

Ähnlich wie das klassische Detoxen funktioniert auch das Hautfasten. Wird eine Weile auf Hautpflege verzichtet, kommen die hauteigenen Systeme wieder in Schwung und werden reaktiviert. Das bringt der Haut viele Vorteile: Zum einen „lernt“ sie, ihre natürlichen Funktionen wie z. B. Feuchtigkeitsbalance und Talgproduktion selbst zu regulieren. Ebenso erholt sie sich von einem Zuviel an Pflege, was Irritationen minimieren kann. Hautfasten stärkt auch die Hautbarriere und verbessert die Abwehrkräfte, was langfristig den Anzeichen einer frühzeitigen Hautalterung entgegenwirkt.

Für die verschiedenen Hauttypen gibt es spezielle Tipps, die das Skinfasting-Ergebnis noch positiver machen:

  • Normale Haut: Für normale Haut ist Hautfasten eine gute Möglichkeit, die natürliche Balance zu erhalten und der Haut zu helfen, nicht „abhängig“ von Pflegeprodukten zu werden.
  • Fettige Haut: Menschen mit fettiger Haut sollten beim Hautfasten die Haut weniger oft waschen. Denn das häufige Säubern kann Talgdrüsen so stark anregen, dass sie immer mehr Sebum produzieren. Das macht die Haut glänzender, und die Poren verstopfen. Durch das Fasten kann sich die Hautfettproduktion stabilisieren.
  • Trockene Haut: Trockene Haut wird gerne mit zu viel an reichhaltigen Seren und Konzentraten verwöhnt. Doch genau das kann dazu führen, dass die hauteigene Feuchtigkeitsproduktion nachlässt. Um genau diese wieder anzukurbeln, ist es ratsam, die Pflegeprodukte langsam wegzulassen und die Haut mit milden Reinigern zu säubern. Zu Beginn des Hautfastens können Spannungsgefühle und Schüppchenbildung aufkommen. Mit der Zeit reguliert sich die Haut von selbst.
  • Empfindliche Haut: Hautfasten kann für sensible Haut eine Wohltat sein. Warum? Weniger Produkte bedeuten weniger potenziell reizende Stoffe. Besonders bei Menschen, die auf Konservierungsmittel, Duftstoffe oder Alkohol in Pflegeprodukten empfindlich reagieren, kann Hautfasten unterstützen, die gestresste Haut zu beruhigen.

Die richtige Ernährung während des Hautfastens

Was wir essen, hat einen großen Einfluss auf die Hautgesundheit****. Um den Fastenprozess von innen heraus zu optimieren, sollte die Ernährung nährstoffreich sein und gezielt die Bedürfnisse der Haut unterstützen. Antioxidantien sind empfehlenswert, da sie die Haut vor oxidativem Stress durch freie Radikale schützen, was die Hautalterung verlangsamen kann.

Gute Quellen für Antioxidantien sind rote Beeren, Zitrusfrüchte und grünes Gemüse. Zusätzlich ist auch die bewusste Aufnahme von Beta-Carotin (Vitamin A) eine gute Idee. Es verbessert die Elastizität der Haut und regt deren Zellerneuerung an. Beta-Carotin ist z. B. in Möhren, Süßkartoffeln und Spinat enthalten. Auch Omega-3-Fettsäuren tun der Haut etwas Gutes: Sie schützen vor dem Austrocknen und fördern eine intakte Hautbarriere. Gute Lieferanten sind fettiger Fisch wie Lachs, Makrele und Sardinen. Es gibt aber mit Leinsamen, Chia-Samen und Walnüssen auch vegetarische Quellen. Für die Zufuhr von wichtigen B-Vitaminen sind Eier, Haferflocken, Bananen, Linsen und grünes Blattgemüse ideal – sie haben einen beruhigenden Einfluss auf Irritationen und Rötungen.

Wer durch das Hautfasten besonders das Mikrobiom stärken*** möchte, sollte Probiotika und Präbiotika***** in seinen Speiseplan integrieren. Probiotika und Präbiotika fördern ein gesundes Gleichgewicht der Mikroorganismen auf der Haut. Probiotika sind in Joghurt, Kefir sowie in fermentierten Lebensmitteln wie Sauerkraut, Kimchi und Kombucha enthalten. Präbiotika sind unverdauliche Fasern, die als Nahrung für die gesunden Bakterien im Darm und auf der Haut dienen. Quellen sind Chicorée, Knoblauch, Zwiebeln, Bananen und Hafer.

Neben dem Essen hat auch das Trinken einen positiven Einfluss beim Hautfasten. Warum? Die Haut braucht viel Flüssigkeit. Da während des Hautfastens weniger Feuchtigkeit zugeführt wird, ist es essentiell, viel Wasser zu trinken, um die Haut von innen heraus zu hydrieren. Zwei Liter pro Tag sind empfehlenswert.

Ähnlich wie beim Heilfasten sollten bestimmte Lebensmittel reduziert oder gänzlich weggelassen werden. Dazu zählt allen voran Zucker. Der Grund: Zu viel Zucker kann zu Glykation führen. Bei diesem Vorgang heften sich Zuckermoleküle an Proteine wie z. B. Kollagen und zerstören es. Das kann die sichtbare Hautalterung durch Faltenbildung beschleunigen. Da Zucker auch in vielen Fertigprodukten steckt, ist es erfolgsversprechend, auf industriell hergestellte Lebensmittel zu verzichten und lieber selbst frisch zu kochen. Wer Fast Food meidet, tut seiner Haut einen Gefallen, denn frittierte und fettige Speisen können zu einer Überproduktion von Talg führen, was bei fettiger Haut eine Ursache für verstopfte Poren und Unreinheiten sein kann. Ideal wäre es, wenn während des Hautfastens kein Alkohol konsumiert wird, da dieser der Haut Feuchtigkeit entzieht.

Auch die Seele fastet mit

Um das Hautfasten auch mental positiv zu begleiten, gibt es verschiedene Methoden, die den Stresspegel senken. Yoga, Meditation, Spaziergänge an der frischen Luft oder Tanzen können helfen, das Stresshormon Cortisol zu minimieren. Ergänzend ist ausreichender Schlaf ein wesentlicher Faktor für unsere Gesundheit – und auch für die der Haut. Denn in der Nacht regeneriert sich die Haut und repariert selbstständig kleine Zellschäden.

Das Hautfasten ist also nicht nur das Reduzieren oder der Verzicht auf Pflegeprodukte, sondern kann auch die Ernährung, die Bewegung, den Schlaf und die Psychohygiene umfassen. Darum sollte per se in herausfordernden Zeiten nicht gefastet werden, sondern idealerweise dann, wenn Zeit und Musse da sind, um das Vorhaben auch durchzuhalten. Für optimale Ergebnisse vier Wochen einplanen und durchhalten. In diesem Zyklus erneuert sich die Haut, und der Effekt des Hautfastens wird sichtbar.

So geht’s nach dem Fasten weiter

Hautfasten ist nichts für immer! Gänzlich auf Hautpflege zu verzichten, tut der Haut nicht gut, sondern kann ihr schaden! Sie braucht – besonders wegen externer Gegebenheiten wie Feinstaub und UV-Strahlung – Schutz durch Pflegestoffe. Skinfasting ist als Reset für die Haut zweimal pro Jahr eine sinnvolle Praktik. Gute Gelegenheiten sind z. B. ein Saisonwechsel oder die Veränderung der bisherigen Beautyroutine durch eine neue Pflegeserie. Tipp: Wer neue Produkte testen möchte, sollte vorher Hautfasten praktizieren, damit sich die Haut von der alten Pflege entwöhnen kann und die neuen Produkte auf einer „cleanen“ Haut ihre volle Wirkung entfalten können. Aber aufgepasst, generell gilt: Nach dem Skinfasting nicht sofort das volle Pflegeprogramm starten, sondern die Haut langsam wieder an die Wirkstoffe gewöhnen. Durch das Skinfasting wird der Umgang mit Pflegeprodukten bewusster. Das führt oftmals zu einer minimalistischeren und gezielteren Beauty-Routine im Sinne des Skin Minimalism. Das schont nicht nur die Haut, sondern auch Umwelt und Budget.

 

 

*Naldi, L., & Rebora, A. (2009). Clinical review: Perioral dermatitis. Journal of the American Academy of Dermatology.

**Freeman, K. et al. (2020). Minimal Skincare Regimens: The Emerging Trend of 'Skin Fasting'. Journal of Dermatological Science.

*** Zhang, S., et al. (2021). Skin Microbiome and its Potential Protective Mechanisms against Skin Disorders. Journal of Dermatological Science.

****Fuchs, J., & Podda, M. (2002). Antioxidants in Dermatology. The Journal of Clinical Dermatology.

*****Knackstedt, R. et al. (2020). The Role of Probiotics, Prebiotics, and Synbiotics in Skin Health. Journal of Dermatological Science.

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