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Artikel: Das Mikrobiom - ein einzigartiges Ökosystem

Das Mikrobiom - ein einzigartiges Ökosystem

Wer sich für Beauty im Allgemeinen und für Skincare im Besonderen interessiert, dem begegnet der Begriff ‚Hautbarriere‘ immer häufiger. Ob Frauenmagazin, Apothekerzeitschrift, Beautyblog oder Instagram-Account: Der Schutz der Hautbarriere ist das Trendthema und steht ganz oben auf der To-do-Liste für eine gesunde und jugendlich-frische Haut. In diesem Kontext wird auch immer wieder das Mikrobiom angesprochen. Doch was ist das eigentlich? Wie funktioniert es? Und welchen Einfluss hat es auf eine gesunde Haut und einen schönen Teint?

Was ist das Mikrobiom?

Das Mikrobiom ist ein Teil der Epidermis. Es ist eine Gemeinschaft von Mikroorganismen (Bakterien, Pilze, Viren und andere Mikroben) die ein komplexes Ökosystem auf der Haut bilden. Diese für das menschliche Auge unsichtbaren Kleinstlebewesen agieren mit uns in einer Symbiose und haben massgeblichen Einfluss auf die Gesundheit der Haut. Spannend: Die Zusammensetzung des Mikrobioms ist bei jedem Menschen so individuell wie sein Fingerabdruck. Das Mikrobiom variiert auch in den unterschiedlichen Körperpartien, ändert sich mit dem Alter und reagiert auf Umweltbedingungen. Es besteht ein eindeutiger, aber komplexer Zusammenhang zwischen dem Aussehen und der Gesundheit reifer Haut und einem ausgeglichenen Mikrobiom. Mit dem Hautalterungsprozess verändert sich die Vielfalt und Zusammensetzung der Mikroorganismen. Auch das Stadt- oder Landleben spielt eine entscheidende Rolle: Menschen in ländlichen Gebieten haben oft eine grössere mikrobielle Vielfalt als Stadtbewohner. Die westliche Zivilisation hat einen grossen Teil ihrer bakteriellen Vielfalt auf der Haut verloren, was teilweise auf den urbanen Lebensstil und die modernen Hygienestandards zurückzuführen ist. All diese Faktoren machen das Mikrobiom zu einem dynamischen und komplexen System, das bei jedem Menschen anders ist.

Warum ist ein gesundes Mikrobiom so wichtig?

Das Mikrobiom ist unser ganz persönliches Schutzschild. Es ist gesund, solange die Bakterien in einem ausgewogenen Gleichgewicht stehen und die Artenvielfalt und Diversität nicht abnimmt. Wie in einem Ökosystem in der Natur, zählt auch hier das System der Biodiversität.

Ist das Mikrobiom in Balance, profitiert die Haut in vielerlei Hinsicht davon: Es schützt die Haut vor potenziell schädlichen Keimen und Umwelteinflüssen. Es mindert entzündliche Prozesse und unterstützt das hauteigene Immunsystem. Es kontrolliert den ph-Wert der Haut, sorgt für einen optimalen Feuchtigkeitsgehalt und stärkt zudem noch die Hautbarriere.

Gerät das Mikrobiom ins Ungleichgewicht, reagiert die Haut z.B. mit Trockenheit, Rötungen, Abschuppung oder Unreinheiten, Unterlagerungen und Pickeln – das variiert je nach Hauttyp und daran, welcher „Bewohner“ dem Mikrobiom fehlt oder im Übermass vorhanden ist. Generell lässt sich sagen, dass die Haut durch ein gestörtes Mikrobiom anfälliger für Trockenheit, Entzündungen und sogar Hautkrankheiten ist. Das lässt sie schneller alt aussehen.

Faktoren, die das Mikrobiom der Haut beeinflussen

Es gibt viele Einflüsse, die einen Effekt auf das Mikrobiom der Haut haben – positiv und negativ.

Zu den positiven Faktoren zählt eine gesunde Ernährung mit reichlich Antioxidantien z. B. aus Beerenfrüchten, Granatapfel, Zitrusfrüchten, Kohl, Nüssen sowie Chia-Samen. Auch Omega-3-Fettsäuren (aus fettem Fisch wie Lachs und Makrele sowie Nüssen) begünstigen ein gesundes Hautbild. Neben dem Essen ist auch das Trinken für ein gesundes Mikrobiom wichtig: Zwei Liter Wasser pro Tag sollen es sein, sagen Experten. Wer seinem Wohlbefinden und seiner Haut etwas Gutes tun möchte, sollte auf Nikotin verzichten. Nikotin kann die Balance des Mikrobioms stören, was zu einem Ungleichgewicht zwischen nützlichen und schädlichen Mikroorganismen führt.

Ein weiterer Parameter ist die Hautpflege. Milde Formulierungen bei Reinigung und Pflege sind von Vorteil. Da sind u. a. aggressive Tenside wie Sodium Lauryl Sulfate (SLS), die nützliche Mikroben abwaschen. Auch antimikrobielle Substanzen wie Triclosan und Benzalkoniumchlorid können nicht nur schädliche, sondern auch schützende Bakterien entfernen. Selbst auf Alkohol, der nahezu in jedem Reinigungsprodukt enthalten ist, sollte verzichtet werden – dabei ist Isopropylalkohol hervorzuheben, da er die Haut austrocknet. Ebenso ist Obacht bei Konservierungsmitteln geboten, da sie die Hautflora stören können.

Als negative Einwirkungen auf das Mikrobiom gilt zu häufiges Waschen der Haut. Wer Gesicht und Körper mit heissem Wasser und reizenden Produkten reinigt, entfernt die guten Bakterien und entzieht der Haut wertvolle Fette, die sie geschmeidig halten. Die Alternative: Besser mild formulierte Reinigungsprodukte und lauwarmes Wasser benutzen. Das Gesicht nicht abrubbeln, sondern sanft abtupfen. Ein Peeling – je nach Hauttyp – nur ein Mal pro Woche anwenden.

Selbst Umwelteinflüsse können das Mikrobiom ärgern. Allen voran die UV-Strahlung. Das ultraviolette Sonnenlicht ist erwiesenermassen eine Gefahr für die Haut. Ein Übermass an Sonnenlicht schädigt das Mikrobiom und auch die Hautzellen-DNA. Es fördert eine frühzeitige Hautalterung, die sich z. B. mit Pigmentflecken und Trockenheit bemerkbar macht. Auch Luftverschmutzung ist ein weiterer zusätzlicher Grund für Probleme mit dem Mikrobiom. Besonders in Grossstädten ist die Haut Schadstoffen wie Feinstaub und Russ ausgesetzt, die in die Haut eindringen und dort für oxidativen Stress sorgen, Entzündungen auslösen und die Hautalterung (das sogenannte Photo-Aging) beschleunigen können.

Sogar die mentale Gesundheit steht mit dem Mikrobiom im Zusammenhang. So kann das Stress-Hormon Cortisol für ungünstige Veränderungen im Milieu sorgen, was das Wachstum potenziell hautschädlicher Bakterien fördert. Ist die Überbelastung chronisch, leidet die Hautbarriere, da sie durchlässiger wird und so Bakterien von aussen leichter eindringen können, was das Mikrobiom aus dem Gleichgewicht bringt. Auch die Anfälligkeit für Entzündungen ist dann erhöht.

Ändern wir unsere Lebensgewohnheiten, verändert sich auch in wenigen Monaten unser Hautmikrobiom! Wir können also aktiv zu unserer Hautgesundheit beitragen! Neuste Forschungen belegen, dass Waldbaden dabei einen großen Benefit liefert. Die japanische Tradition des ‚Shinrin-yoku‘ soll das seelische Wohlergehen fördern und gleichzeitig einen positiven Effekt auf das Mikrobiom haben. Die Phytonzide (Öle, die von Bäumen abgesondert werden) sollen antimikrobielle und antivirale Eigenschaften haben, was der Balance des Ökosystems zugutekommt.

Warum Präbiotika und Probiotika das Must-have fürs Mikrobiom sind

Für die mikrobiomfreundliche Hautpflege solltest Du milde Hautpflegeprodukte benutzen, die auf die Bedürfnisse Deines Hauttyps abgestimmt sind. Sie sollten wenig Inhaltsstoffe enthalten, um die Haut nicht zu überpflegen oder zu reizen.

Für eine intensivere Unterstützung des natürlichen Ökosystem der Haut, gibt es Hautpflegeprodukte, bei denen die Wiederherstellung und Erhaltung eines gesunden Mikrobioms der Haut im Vordergrund steht. Hierfür rückt die Anwendung von Bakterienkulturen in den Fokus, die dabei helfen, das Gleichgewicht der Bakterienvielfalt der Haut zu bewahren und in Balance zu halten: die Prä-, Pro- und Postbiotika!

Präbiotika: Präbiotika dienen als Nahrung für die guten Bakterien, die bereits auf der Haut vorhanden sind. So fördern sie das Wachstum und die Aktivität nützlicher Mikroorganismen auf der Haut und hemmen gleichzeitig die Vermehrung von Pilzen.

Probiotika: Probiotika sind lebende Mikroorganismen, die aktiv auf die Haut aufgetragen werden. In der Hautpflege dienen die Bakterien dazu, das Gleichgewicht des Mikrobioms zu optimieren und schädliche Bakterien zu entfernen. Sie können Entzündungen reduzieren, die Hautbarriere stärken und das Hautbild verbessern. Ein beliebtes Probiotikum ist Lactobacillus. Ebenso ist das Bifidobacterium zur Feuchtigkeitsregulierung des Mikrobioms oft in Hautpflegeprodukten für eine intakte Hautbarriere enthalten.

Postbiotika: Postbiotika sind bioaktive Verbindungen, die von probiotischen Bakterien beim Wachsen und beim Stoffwechsel hergestellt werden. Im Gegensatz zu Probiotika (die lebende Mikroorganismen enthalten) und Präbiotika (die als Nahrung für diese Mikroorganismen dienen), bestehen Postbiotika aus nicht-lebenden bakteriellen Produkten oder Nebenprodukten. Sie spenden der Haut Feuchtigkeit, stärken die Hautbarriere und haben antioxidative Eigenschaften.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass gesunde Haut auf ein gesundes Mikrobiom zurückzuführen ist. Mit anderen Worten: Ein perfektes Gleichgewicht zwischen den „guten“ Hautbakterien und eine hohe Diversität des Hautmikrobioms führt zu gesunder, strahlender Haut.

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